Mit Wirkung vom 01.01.2022 gab es eine Fusion von 3 Ortsverbänden im Südwestmecklenburg. Dabei wurden die beiden Ortsverbände Grabow (V16) und Parchim (V29) aufgelöst und im OV Ludwigslust (V28) integriert.
Da es sowohl in Parchim als auch Grabow eine Geschichte zum Amateurfunk gibt, möchten wir hier an diese Zeiten erinnern. Im nächsten Abschnitt gibt es einen interessanten Beitrag von Werner (DL3SWS) der die Historie von V16 wiederspiegelt. Einen ähnlichen Beitrag über V29 wird demnächst folgen.
Amateurfunk in Grabow - Erinnerungen
Der Stammvater der Grabower Funkamateure Otto Buchelt (1902 - 1982) war schon 1937 unter
dem Rufzeichen D4XJF von seinem damaligen Wohnort Berlin-Britz als Sendeamateur tätig. Hier
vorliegende Dokumente belegen seine schon damals weltweiten Funkverbindungen. In der Nazizeit
wurde im September 1939 durch die Reichspostdirektion der Amateurfunkbetrieb verboten.
Nach dem Krieg begann Otto Buchelt in seiner neuen Heimat Grabow, er wohnte in der Binnung 4
hinter dem Kino, sich wieder mit primitiven Eigenbaugeräten am Amateurfunk zu beteiligen. Im
Jahre 1954 gründete er eine Interessengruppe Amateurfunk und bildete, zum Teil in seiner privaten
Wohnung, die ersten Amateurfunker aus.
Im gleichen Jahr erhielt er nach bestandener Amateurfunkprüfung das Rufzeichen DM2ADB.
Otto Buchelt DM2ADB Y21DB |
Nach ebenfalls bestandener Amateurfunkprüfung gründeten 1956 die Lehrer Kurt Christmann und Klaus Lazarus in einem kleinen Raum der Friedrich-Rohr-Schule die erste Klubstation.
Werner Barth DM3XSB Im Funkraum der Rohrschule 1962 |
Die erforderliche Funktechnik entstand in vielen Bastelstunden aus alten Radio- und Wehrmachtsgeräten. Am Amateurfunk interessierte Schüler wurden im Morsen und Funkbetrieb ausgebildet.
Von 1956 bis 1959 war das amtliche Amateurfunk-Rufzeichen der Station DM3KIB.
Heinz Skuthan DM3SSB |
1970 übernahm der Lehrer und Funkamateur Peter Schulz die Leitung der Klubstation.
1971 erfolgte der Umzug in das damalige Kreiskulturhaus (Schützenhaus). Die dort vorhandenen Räumlichkeiten und Möglichkeiten zum Aufbau von Richtantennen für Kurzwelle und UKW boten günstige Bedingungen für die Entfaltung des Amateurfunks. Hier konnte ordentlicher Ausbildungsbetrieb durchgeführt werden, aber auch das Basteln und Bauen von Amateurfunktechnik kam nicht zu kurz. Die Gruppe war auf 13 aktive Amateurfunker angewachsen.
Zu den Terminen der nationalen und internationalen UKW Funkwettkämpfen beteiligte sich über viele Jahre hinaus ein Team mit portabler Funktechnik, das von der Höhenlage der Ruhner Berge funkte.
1978 erhielt die Klubstation eine in Teltow neu entwickelte und gebaute Funksendeanlage für den Amateurfunkbetrieb.
Um den Nachwuchs für den Amateurfunk mühten sich besonders Peter Schulz, Karl und Heinz Skuthan, Werner Novotny, Frank Dreyer und Magnus Böhnke.
Im Februar 1982 trafen sich 70 junge Funkamateure in der Wilhelm Pieck Oberschule in Grabow zu einem Spezialistenlager. Hier machten sich Jungen und Mädchen mit Fragen des Funkbetriebsdienstes, des Amateurfunks und der Technik vertraut. Auch im Hören und Geben konnte sich jeder verbessern und festigen. Unter ihnen war auch Petra Skuthan aus Grabow, die mit 12 Jahren der jüngste weibliche Funkamateur in der DDR war.
Ab Januar 1980 erfolgte eine Rufzeichenumstellung in der DDR, aus DM3SB wurde Y37ZB. Die Klubstation hatte immer einen guten Ruf national und International. Durch eine Vielzahl von aktiven Mitbenutzern an der Station und durch die angeschlossenen Einzellizenz-Inhaber war die Stadt Grabow in Funkkreisen weit bekannt.
Über die GST (Gesellschaft für Sport und Technik) kann man denken, wie man will. Die Grabower Funkamateure bekamen immer Hilfe und Unterstützung, z.b. durch die Bereitstellung eines LKW W50, durch die Zuführung von moderner Technik und durch die kostenlose Nutzung von Räumlichkeiten.
Mit der Wende kam 1990 das Aus für die Klubstation im Kulturhaus. Schweren Herzens musste sie aufgelöst werden.
Jetzt sind die Grabower Amateurfunker im DARC (Deutschen Amateur Radio Club) organisiert. Jeder Funkamateur hat seine eigene Amateurfunkstation zu Hause in der Wohnung zu stehen. Wo in Grabow ein Amateurfunker wohnt, kann man an den imposanten Antennen auf den Hausdächern erkennen.
Auch wenn es keine Klubstation mehr gibt, halten die Grabower Funkamateure zusammen und organisieren gemeinsame Veranstaltungen.
Ein besonderer Höhepunkt war der Amateurfunkbetrieb zum 750-jährigen Stadtjubiläum in Grabow.
Es wurden unter dem Rufzeichen DA0GBW 1792 Funkverbindungen zu Amateurfunkern in der ganzen Welt hergestellt. Und jeder von ihnen erfuhr, dass die mecklenburgische Kleinstadt Grabow ihre Ersterwähnung mit einem großen Fest feierte. Alle diese Funkverbindungen lassen sich anhand der ausgetauschten QSL-Karten konkret nachweisen.
Im Sommer 2004 gestalteten die Mitglieder unseres Ortsverbandes Karl und Heinz Skuthan sowie Magnus Böhnke im Heimatmuseum Grabow eine Sonderausstellung zur Entwicklung des Amateurfunks in Grabow.
In mehreren Vitrinen wurde durch die ausgestellten Objekte die Entwicklung des Amateurfunks in Grabow gezeigt. Funkgeräte aus verschiedenen Jahrzehnten und Eigenbau-Geräte konnten bestaunt werden. Auf einer großen Weltkarte wurde der QSL-Karten-Rücklauf der Sonderstation DA0GBW anlässlich der 750-Jahr-Feier Grabows dargestellt.
Heute sind die Grabower Funkamateure im Ortsverband V16 des Deutschen Amateur-Radio-Clubs (DARC) e.v. zusammen geschlossen und treffen sich an jedem zweiten Mittwoch im Monat in der Gaststätte Hotel Stadt Hamburg zum Erfahrungsaustausch.
Ortsverbandvorsitzender
Werner Novotny DL3SWS
Abschließend noch einige QSL-Karten aus Grabow